700 km oder Das Pferd frisst keinen Gurkensalat
700 km oder Das Pferd frisst keinen Gurkensalat

700 km oder Das Pferd frisst keinen Gurkensalat

Entfernungen verlieren in der modernen Welt an Bedeutung. Durch die Erfindung des Telefons können Gespräche seit über 150 Jahren in andere Räume, Gebäude, Städte und Kontinente geführt werden. Wurde zu Beginn mittels Sprache kommuniziert, kamen nach und nach Texte, Fotografien und Filme hinzu. Die Faszination der kommunikativen Nähe lässt die reale Entfernung vergessen. Diese ist in der Kommunikation nur in den Kabeln zu finden, die die Orte verbinden. Hier legen die elektrischen Signale in Lichtgeschwindigkeit die Strecke zurück, die vergessen ist. Zu Beginn des Kommunikationszeitalters waren die Drähte und Kabel noch an Wegen, Straßen, Eisenbahnstrecken zu sehen. In der heutigen Zeit sind die Kabel tief eingegraben, in genormten Schächten verlegt oder durch Funkwellen ersetzt. 

Die Arbeit besteht aus mehreren Ebenen. In der ersten Ebene, der dokumentarischen, wird die Entfernung zwischen Konstanz und Berlin thematisiert. Durch das Verlegen eines Seiles auf einer Länge von 700 Kilometern werden diese beiden Orte verbunden. Dieser Weg des mehr als 3500 Jahre alten Hilfsmittels der Menschheit durch die Dörfer und Städte, über die Felder und Flüsse wird in einer Serie von Bildern gezeigt.

Eine zweite Ebene fragt anhand des Seils als Sinnbild, welche Informationen tatsächlich übertragen werden. Dabei geht es um die nicht vorhandene Nähe in der heutigen Kommunikation. Die heutigen technischen Möglichkeiten können Bilder und Töne mit hoher Qualität an fast jeden Ort der Welt übertragen, aber eine reale Unterhaltung kann es durch verschiedene Störfaktoren nicht geben. Die körperliche  Anwesenheit des Gespräch-Partners kann die Technik nicht simulieren.

Die dritte Ebene ist eine Hommage an die Menschen, die die Seile verlegen und  die Störungsfreiheit gewähren. Sie haben kein Gesicht und werden ebensowenig wie die Gleisbauer in der ersten industriellen Revolution wahrgenommen. Erst bei Störungen erlangen sie Aufmerksamkeit.

Ausstellungen:
Neuköllner Leuchtturm (Berlin)
29.09. – 21.10.2018 – Fernbeziehung
Gewölbekeller im Kulturzentrum am Münster (Konstanz)
09.04. – 11.06.2017 – Fernbeziehung

Zeit und Ort:
März 2017
zwischen Berlin und Konstanz

Danksagung:
Martin Thom

Ausstellungsdaten:
laufende Wandlänge: 4-8 m
Bildschirmpräsentation, benötigte Stellfläche: ca 2-4 m2