Vernissage „Grautöne zulassen“ am 11.03.2017
Vernissage „Grautöne zulassen“ am 11.03.2017

Vernissage „Grautöne zulassen“ am 11.03.2017

„Grautöne zulassen“
mit „Memorial II“ von Thilo Seibt

Brotfabrik – Galerie
Caligariplatz 1
13086 Berlin

Ausstellung
11.03. – 23.04.2017

Öffnungszeiten
täglich 14:00 – 20:00

Vernissage
Fr. 11.03.2017 ab 19:00
Finissage
So. 23.04.2017 mit „Spielbank-Affäre“ um 16:00 (schwarz-weiß) um 18:00 (farbig)

Grautöne zulassen
Wir leben in einer Welt harter Kontraste. Die Presse berichtet lieber über Sensationen als über Alltägliches, die sozialen Medien befeuern diesen Trend. Wahrgenommen werden vorrangig Konflikte oder Katastrophen, gute Nachrichten finden weniger Aufmerksamkeit. In der Politik hat man entweder Recht oder Unrecht. Gegner werden der Lüge bezichtigt, oft werden pauschale Behauptungen aufgestellt, der Wahrheitsgehalt ist zweitrangig. Wer am lautesten ist und am meisten polarisiert, wird am ehesten gehört. Auch die Werbung liebt es knallig bunt, Firmen überbieten sich mit Glücksversprechungen.  Auf der Strecke bleiben im öffentlichen Diskurs zunehmend die Nuancen, das Unspektakuläre, das Leise, die Toleranz gegenüber anderen Lebensentwürfen.

Mit ihrer Ausstellung „Grautöne zulassen“ begibt sich die Gruppe Blaue Ampel auf die Suche  nach genau diesen leisen Tönen, den Zwischenzuständen, den Schattierungen, dem breiten Spektrum zwischen Schwarz und Weiß. Über einen längeren Zeitraum haben die Mitglieder sich über das Thema ausgetauscht und dann jeweils eigene Ansätze dazu entwickelt. Einige Arbeiten nähern sich dem Thema ästhetisch, spielen mit zarten Tönen und Graustufen, aus dem Nebel tauschen schemenhaft Landschaften auf oder sie sind mit Schnee verhüllt. Andere begreifen das Thema gesellschaftlich, weisen darauf hin, wie wichtig individuelle Freiräume sind oder zeigen auf, was passiert, wenn man Menschen nicht mehr als Individuen, sondern nur noch als Teile einer Gruppe sieht. Eine dritter Ansatz schließlich befasst sich mit dem Zwischenzuständen der menschlichen Seele und dem Zwischenbereich zwischen Wachsein und Traum.

teilnehmende Künstler:
Carola Thielecke, Iren Böhme, Karl Förster. Lena Kilkka, Monika von Wegerer, Thilo Seibt, Ulrike Altekruse


© Thilo Seibt

In einem Konflikt sehen die Gegenüberstehenden nur noch das Schwarze und das Weiße. Die Grautöne gibt es nicht mehr. Sie wurden abgeschafft, um das Kämpfen, Sterben und Trauern zu begründen. Würde es mehr Grautöne geben, gäbe es mehr Fragen mit Antworten, die den Konflikt beenden könnten. Die Kriegerdenkmäler sind Erinnerungsstätten für die Gefallenen, die Überlebenden und die Nachgeborenen der guten Sache. Sie erinnern an das Schwarze oder das Weiße, aber nicht an die Grautöne.


© Thilo Seibt