Vernissage „Trotzdem“ am 09.11.2024
Vernissage „Trotzdem“ am 09.11.2024

Vernissage „Trotzdem“ am 09.11.2024

„Trotzdem“ im Rahmen der schöneberger art mit „Hier geht zuerst die Sonne auf“ von Thilo Seibt

Fotoatelier am Schönen Berg
vom 09.11.2024 – 23.11.2024
Mansteinstr. 16, 10783 Berlin

Öffnungszeiten:
Samstag, 09.11.2023 14:00 – 20:00 (Schöneberger Artrundgang)
Sonntag, 10.11.2023 12:00 – 18:00 (Schöneberger Artrundgang)
Samstag und Sonntag 14:00 – 18:00

Trotzdem
„Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“ (Bertolt Brecht 1939). Die Welt, wie wir sie kennen, befindet sich im Umbruch. Diese Entwicklung wird uns permanent beschrieben, erklärt, gezeigt – in allen medialen Ausdrucksformen. Es sind Veränderungen, die wenig Mutmachen: Klimakrise, Ressourcenknappheit, Kriege, territoriale Ansprüche, zunehmende Armut, Gewalt, Hass und Fremdenfeindlichkeit. Fakten werden zu Meinungen erklärt, Gesellschaften zerfallen, autoritäre Machthaber gestalten die Welt in ihrem Sinne. Menschenrechte, Presse- und Meinungsfreiheit, Dialogbereitschaft, Demokratie und Wohlstand stehen auf dem Spiel. 

Das alles wird künstlerisch bereits in vielen Genres bearbeitet. Wir vom Fotoatelier am Schönen Berg (FASB) wollten mit „Trotzdem“ einen anderen Weg gehen. Denn trotz all der Schwere dreht sich die Welt weiter, gibt es Schönheit, Gutes und Tröstliches. Es gibt Facetten in unserem Leben und in unserem Umfeld, die wir mögen, die uns faszinieren, die uns ermutigen, dranzubleiben. Sie helfen uns, weiterzumachen und schützen uns davor, in Schockstarre zu verfallen – und wir brauchen sie dringender denn je.

Die zwölf Künstler:innen des FASB haben zu diesen Momenten ganz unterschiedliche Zugänge gefunden. Entstanden sind dabei Arbeiten, die sich mit Berührung, mit dem Zuhause, mit dem Alltag, mit Weiblichkeit, mit Wahrnehmung oder mit der Familie befassen. Dass dieser Blick nicht ungetrübt ist und Brüche aufweist, versteht sich für uns von selbst.

teilnehmende Künstler:
Anneliese Fechner, Birgit Hampel, Cornelia Ogiolda, Edith Maria Balk, Erhard Flach, Gabriele Kuhlewind, Sibylle Hoffmann, Thilo Seibt, Ute C. Bauer, Wolfgang Eschenhorn, Winfried Mateyka

„Hier geht zuerst die Sonne auf“ © Thilo Seibt

Hier geht zuerst die Sonne auf
Der Osten ist eine Richtung, kein Ort.
Jeden Tag und für Jeden ist das erste Licht anders.
Andere Standpunkte, Horizonte – andere Zeiten.
Regelmäßige Veränderungen, die hoffen lassen.

Wo ist dieser Osten? Ich bin in die Richtung gefahren. Am Rand des Landes habe ich den östlichsten Ort gefunden. Ein Punkt auf einer  aktuellen Landkarte. Ein Fluss schlängelt sich durch die Felder. Bäume zeichnen seinen Weg in einer hügligen Landschaft. Es ist Spätsommer. Ich bin nicht alleine. Auf einer kleinen Bank am Fluss macht ein älteres Pärchen Rast. Die Fahrräder nicht weit abgestellt. Über das Feld kommen zwei weitere Fahrradfahrer. Der Ort ist nicht mit dem Auto zu erreichen. Ein selbstgemaltes Schild weist auf die Besonderheit hin. Ich sitze im Schatten eines großen Baumes. Es ist Sonntag. Wahlsonntag in Sachsen.