Wüstungen
Wüstungen

Wüstungen

In der Diskussion um den Bevölkerungsrückgang im Nordosten Deutschlands taucht immer öfter der schon fast vergessene Begriff der „Wüstungen“ auf. Damit sind Orte in der Landschaft gemeint, an denen vor kurzer oder langer Zeit Menschen siedelten. Orte, die von ihren Bewohnern aufgegeben wurden und die sich die Natur wieder zurück erobert hat. Die Spuren der einstigen Siedler sind nur noch, wenn überhaupt, schwer erkennbar. Die Vorstellung selbst gar keine Spuren zu hinterlassen und die Spuren der Alten zu verlieren, stellt die Frage nach der eigenen Identität und dem Sinn des eigenen Lebens.

Wüstungen sind keine Orte der Rückkehr. Die Gehenden haben ihre Sachen mitgenommen. Lebendig bleiben die verlassenen Orte nur in den Erinnerungen, Geschichten der Alten, Legenden, Mythen. Das Ziel des Aufbruchs ist mit Ungewissheit verbunden und verschieden. Sind grundlegende Lebensgrundlagen am alten Ort entzogen worden oder bieten sich an anderen Orten bessere, werden oft auch weite Wege gegangen. Wege der Hoffnung, des Aufbruchs. Für durch Krankheit, Krieg oder andere Katastrophen Vertriebene ist der meist kurze Weg umso schwerer. Der Verlust wird mit an den neuen Ort mitgenommen.

Durch die fotografische Arbeit „Wüstungen“ wird gezeigt, dass das Verlassen von Orten schon immer zu unserer Geschichte dazugehört hat. Dieses Verlassen, Aufgeben war in den letzen Jahren des Aufbaus und Wachstums in der Mitte Europas nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein. Über Generationen wurden neue Siedlungsräume erschlossen und vergrößert. Daher wird das eigentlich immer schon Dazugehörende, zum Neuen, zum Unbekannten. In „Wüstungen“ wurde sich dem gesamten Thema fotografisch von mehreren Seiten genähert. Die aufgesuchten Wüstungen befinden sich zumeist in den Regionen, in denen wieder über das Verlassen von Orten diskutiert wird.

Die Fotografien fangen die Zeiten und die Spuren an diesen Orten ein. Da bei Tageslicht keine sichtbaren Spuren zu entdecken waren, sind die dunklen Spuren der Vergangenheit in Nachtaufnahmen festgehalten worden. Durch das Filmmaterial lässt sich immer nur der Moment einfangen, der gleich wieder Vergangenheit ist. An diesen Orten liegt der Moment dutzende bis hunderte Jahre in der Vergangenheit. Um diese lange Zeit sichtbar zu machen wurden lange Belichtungszeiten gewählt.

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Ausstellungen:
Galerie xpon-art (Hamburg)
07.11. – 08.12.2013 – „echtzeit“

Galerie Marktgasse 11 (Wittstock)
02.11. – 30.11.2012

la galerie des ABB (Paris)
04.10. – 14.10.2012 – „cycle belle villes: berlin“

Zionskirche (Berlin)
26.08. – 23.10.2011

Galerie „kunstschimmer“ (Berlin)
29.03. – 07.05.2010

Bethanien (Berlin)
06.02. – 21.02.2010 – „Was am Ende bleibt“

Gutshaus (Woserin)
04.07. – 30.08.2009 – „es ist alles eitell“

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Zeit und Ort:
seit 2008
Mondlose Nachtaufnahmen (Langzeitaufnahmen 1h) in Gegenden, in denen durch den demografischen Wandel in der Gesellschaft wieder über Wüstungen diskutiert wird
Dangelsberg, Jahrsau, Mellin, Swina, Viereichen, Warnitz

Danksagung:
den rücksichtsvollen Jägern

Ausstellungsdaten:
6 C-Print 90×120 gerahmt

benötigte Wandlänge: ca 20-30m


 

Fotografien